Die Stimmung ist besser, das ist toll! Aber die doofe Müdigkeit. Deswegen wollte ich mich ja impfen lassen, weil kaum aus der Krebsfatigue raus, nun Covidschlappheit fühlt sich an, wie im „Leiterli-Spiel“ ein paar Reihen runter zu rutschen…
Gestern war ich joggen, den im Alltag tut mir meine Lunge nicht mehr weh und es hiess, dann dürfte ich wieder Sport machen. Schlappe Muskeln habe ich sowieso. Tja, ich werde mich wohl noch etwas gedulden müssen. Denn beim Laufen merkte ich – oh hallo Lunge – da steht mir noch nicht das ganze Volumen zur Verfügung. Da kommt wieder der Hustenreiz. 🤷♀️
Aber da habe ich ja nun Übung, im Geduld haben und vorsichtig aufbauen. Immerhin, ich war LAUFEN!! 💪🏻💪🏻
Darauf freute ich mich schon ein ganzes Jahr. Meine Custommadekrebsfreitorte. Und natürlich der passende Drink: Lieber Negroni oral als Doxorubicin intravenös!!!
Meinen Osteopathen hatte ich beim letzten Termin schon vorgewarnt: Falls ich stinke, entschuldige ich mich. Ich riech nämlich nichts mehr.
Nun heute war ich in netter Runde zum Nachmittagskaffee in der Sonne, als sich die Riechfunktion unerfreulicherweise spontan zurück meldete: Ich stank! Penetranter Zwiebelschweissgeruch umnebelte mich. Wie unangenehm…. So sass ich etwas verklemmt da, fuhr nur noch meinen Unterarm aus, um mein Getränk zu angeln. Oberarme möglichst enganliegend am Körper, um die Ausdünstungen zu minimieren.
Zu Hause Kleiderwechsel und Waschen. Da meine Oberbekleidung keineswegs auffällig roch, ging ich davon aus, dass mein Riechorgan erneut ins Covidkoma gefallen war.
Später sass ich wieder in einer illustren Runde. Und da: Penetranter Zwiebelschweissgeruch! Ich schnupperte diskret an meiner Achsel: Nix! Dann befragte ich einen vertrauenswürdigen Freund: Er rieche nichts. Der Geruch kam und ging – allerdings nur für mich wahrnehmbar.
Ich merke gerade, dass ich den Beitrag von vor zwei Monaten nie veröffentlicht habe. Deshalb kopiere ich den Text von vor zwei Monaten mal ungesehen hier rein:
Ich habe ja das Tamoxifen wieder abgesetzt. Nächste Woche hole ich mir eine Zweitmeinung ein. Mit Medikament fühle ich mich wie ein depressiver Zombie, der so einen bleiernen Röntgenmantel trägt, der mit Watte gefüttert ist. So auch Watte im Kopf und Sand zwischen den Gelenken. Sonst habe ich nichts geändert, nur abgesetzt. Und nun?
klar im Kopf
Probleme sind sortierbar
es gibt Zukunft
ich bin schlafe prima
ich bin hungrig
keine Dauerschleife mehr im Kopf warumbinichnichttotwarumbinichnichtschontotwarumbinichnichttot
muss nicht 10mal pro Nacht aufs Klo
mein Körper fühlt sich normal an
Knochen und Gelenke nicht mehr steif und schwer
kann mich konzentrieren
keine Lust auf Alkohol
nicht so dünnhäutig
viel mehr Energie!
Lymphödem besser
nicht dauersediert
mein Körper ist wieder mein
Ich bin wieder ich. Man sieht mir den Unterschied sogar an. Und nun?🤷♀️
Ich begann dann nach unglaublich tollen 3 Wochen wieder mit 5mg, eine Minidosis. Und erst gings auch gut. Bis dann schleichend alles wieder kam. Bis auf steife Gelenke und Lymphödem bin ich echt wieder soweit. Die Zukunft ist zwar nicht ganz weg, aber eher so: Wozu? Wozu schlafen? Wozu Essen? Wozu Aufstehen?Wozu zur Nachsorge gehen?
Kurz: Ich und Tamoxifen – wir werden keine Freunde!!! Und der Wert im Blut ist bei 5mg offenbar zu tief. Postmenopausal bin ich noch nicht, aber die Blutanalyse könnte verfälscht sein, durch das Tamoxifen.
Neuer Plan: Absetzen. Nach zwei Wochen Hormonstatus und Mood checken. Nach vier Wochen Mood checken und falls ich „stabil“ sei, Versuch mit Aromatasehemmer. (Wer weiss, vielleicht liegen meine vermeintlichen Nebenwirkungen auch an der Wasserader unter meinem Bett, die durch den Starkregen anschwoll und die Richtung geändert hat…. 😏🙄🙄🙄🙄) Dieses auf und ab ist anstrengend – und frustrierend!!!
Gestern Jahreskontrolle, das erste MRI nach Beendigung der Chemo. Da ich am Dienstag einen unglaublich strengen Tag hatte und eine miserable Nacht auf Mittwoch, trieb ich gestern mehr so in einem trüben Fatigue-Nebel vor mich hin.
Die Nacht war eine Katastrophe, voller skurriler Träume, bei denen ich im Schlaf gedacht habe: Was soll der Scheiss? Wann ist die Nacht endlich vorbei und läutet der Wecker?
Seltsamerweise konnte ich mich nicht mal im Wartezimmer geistig auf das MRI und mögliche Flashbacks vorbereiten. Nach der Anmeldung kriegte ich eine metallfreie Maske und durfte mir schon das blaue Spitalkaratekleidchen anziehen.
Blaues Karate-Kostüm mit Socken
Zugang gelegt, mich auf der Liege platziert und Radio gehört. Aufgestanden, fast umgekippt, mich hingesetzt. Zugang ziehen und mit einem Abdruck von der MRI-Liege auf der Stirn Nervennahrung gekauft.
Nervennahrung
Den Rest des Tages verbrachte ich praktisch unter der Bettdecke.
Heute sah ich den verpassten Anruf meiner Ärztin. Vor einem Jahr musste ich ganze zehn Tage warten!! Als ich zurück rief, teilte mir die medizinische Praxisassistentin mit: Alles gut! Kein Herd in Sicht!
Ich bin ihr quasi durchs Telefon um den Hals gefallen! Dann hab ich mir selbst gratuliert:
Gratulationsküchlein
Und mir die richtige, exorbitant teure Torte, auf die ich schon ein Jahr hoffe, auch gleich bestellt!
Und dann wusste ich nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Oder beides zusammen.