Heute

Heute vor drei Jahren hatte ich meine erste Chemo.

Heute vor zwei Wochen bewilligte die Krankenkasse die Kostengutsprache für die genetische Testung.

Heute startet meine Schwester in den 3. Chemo-Zyklus.

Heute vor 222 Tagen beschloss ich, keinen Alkohol mehr zu trinken.

Heute vor einem Tag starb der Grosspapa meiner Jungs.

Heute vor einem Tag erfuhr ich: MRI sauber! Ich bin ich 2 Jahre krebsfrei! 😅

Heute bin ich müde und muss früh ins Bett. 🙃

Viel los viel müde

Die Konfirmation des Grossen war super. Alle sind gekommen: die Kranken, die Gesunden, die Halbgesunden.

Zum Auftakt hustete die Pfarrerin ins Mikro – ganz Coronakonform – und da die Kirchgänger nicht verstummten, stimmte der Orgelspieler einen dissonanten Mollakord an. Am Ende verliessen die Konfirmanden die Kirche zu einem Ragtime, der an eine Mischung aus Zirkusmusik und Charlie Chaplin erinnerte. Kurz: Eine gelungene Feier!

Gegessen wurde in einer eigens für uns eröffneten Pizzeria – wie es sich der Grosse wünschte.

Am Montag war ich kaputt. Das ist das frustrierende an der Fatigue, egal ob gut oder anstrengend – beides kann zuviel sein. Wenn es nur das Schlechte wäre, könnte man das ja umgehen. Aber nein, auch tolle Erlebnisse kosten Energie. 🙁

Und da ich bereits am Donnerstag einen Super-Abend hatte, am Samstag Besuch, wars definitiv zuviel. Der Besuch hätte uns eigentlich ins Restaurant eingeladen, doch meine Jungs wollten nicht. Sie seien ja “heikel.” Gut, sagte ich, dann kocht ihr. Also kochten die Kids und die Erwachsenen puzzelten. So geht das.

Zum Glück waren anschliessend Schulferien, so dass ich mich in mein Auto setzte und ein paar Tage floh.

Auch der Grossvater war an der Komfirmation und hielt lange durch. Trotz gerade begonnenen Infusionen. Ein paar Tage später kam er jedoch mit einer Lungenentzündung ins Spital. Lungenentzündung und Krebs – keine gute Kombi. Die Ursache haben sie nicht gefunden, vermuteten sie aber in der Infusion. Also wurde die gestoppt.

Er entliess sich selbst, um mit den Enkeln Karfreitag zu feiern, musste wieder hin. Nach einer Verschlechterung ging ich ihn mit meinen Jungs besuchen. Ich sagte ihnen, dass es nicht gut aussieht, er wahrscheinlich nicht mehr aus dem Spital kommt. Weil ich muss ja immer all diese Gespräche führen, das macht der Papa nicht.

Es war ein auf und ab. Er regelte nach Möglichkeit noch alles. Letzten Freitag sagte ich noch, ich glaube, er hält nur noch durch, bis er soweit alles organisiert hat. Dann kam das Telefon vom Papa meiner Jungs: Er sei auf seinen Wunsch weg von der IMC und den Maschinen in ein normales Zimmer verlegt worden. Zum Sterben.

Es ging alles extrem schnell.