Und gerade kam die Nachricht. Eine Freundin liegt im Sterben. Wir haben uns im Rahmen des Theaterprojekts kennen gelernt. Ihr wurde damals eine Durchschnittsdauer von zwei Jahren bis zum Rezidiv vorausgesagt. Das war vor zwei Jahren.
An den Wiederaufnahmeproben informierte sie uns, dass der Hirntumor zurück sei: „Kein Mitleid bitte. Untersteht euch!“
Sie stand trotz allem auf der Bühne und manchmal verwirrt daneben. Und ich bewundere sie dafür, wie sie es durchziehen konnte, ihren Text zu sprechen: „Was ist, wenn er wiederkommt?“ Im Wissen, dass er wieder da ist. Austherapiert.
Darum mache ich so komische Sachen, wie Weihnachten im Auto verbringen. Weil ich das machen will. Egal was wer sagt. Trotz meiner eigenen Angst. Wegen der Fahrradkette: hätte, hätte, hätte ich doch…. Weil es irgendwann zu Ende ist.
Weil ich wohl immer wieder in dieses Spannungsfeld geraten werde zwischen unbeschwerten Abenteuern und der Brutalität dieser Krankheit. Und sei es nicht bei mir, dann bei den vielen tollen Menschen, die ich kennenlernen durfte. Und weil dann kommt, wovon ich immer wieder gelesen habe: survivors guilt. Mit all den Fragen, die man sich nicht stellen will. Darum stelle ich die Fragen jetzt stumm und denke an sie.
Ich hoffe, deine Liebsten sind bei dir. Ich denke fest an dich!! 🧡🧡
Immer wieder überlege ich mir, einen Camping-Bus zuzulegen. Aber ich zögere, weil ich nicht so viel Geld für ein Riesenvehikel ausgeben möchte. Ausserdem besitzt gefühlt jede 3. Familie einen T3, T4, California oder eine andere Marke. Campervans sind irgendwie vom Hippie-Bus über Surfer-Hipster-Freiheitsauto zur Familienkutsche des Mittelstands-Bünzlitum mutiert. Seit der Pandemie sei es noch inflationärer geworden.
Gut, als die Kids klein waren und ich noch verheiratet, hatten wir auch ein Wohnmobil und das war super. Mit dem sind sind wir aber nicht täglich rumgekurvt.
Nun hätte ich mein Traumauto gefunden: ein superflexibler Hochdachkombi mit Aufstelldach. Leider wird er noch nicht in die Schweiz importiert. Und günstig ist er auch nicht.
Als ich einer Freundin davon erzählte, meinte sie: „Ah, eher ein Schönwetter-Camper.“ Schönwetter-Camper? Weil die Küche wie bei einer Campingbox nicht fest innen verbaut ist? Wer brät sich denn ein Steak im Bus bei Sturm, so dass nachher alles nach Bratfett stinkt? Es gibt doch keine Schönwetter-Camper! Und auch kein zu schlechtes Wetter. Hmmm…
Am 24. Dezember feierte ich mit meinem Kleinen und meinem Grossen, dann gingen sie zu Papa. Am 25. Dezember googelte ich: Im Auto übernachten im Winter.
Den ganzen Tag über verwandelte ich meinen Honda Civic in ein Schlafmobil.
Isolation
Verdunkelung
Schlafkomfort
Licht
Sicherheit
Schlafkomfort: Da sich die Rückbank vollständig runterklappen lässt, besteht eine grosse Liegefläche (Füsse im Kofferraum). Meine dicke Exped-Matte ist sehr bequem und isoliert gut.
Isolation: Ich besitze gefühlt 8 verschiedene Isolationsmatten. Eine für die Windschutzscheibe, eine auf der Liegefläche neben der Schlafmatte.
Verdunkelung: Und gleichzeitig Sicherheit gab am meisten Arbeit. Einerseits wollte ich, dass nicht jeder, der ins Auto guckt, sieht, dass ich drin schlafe. Andererseits sollte möglichst wenig Licht nach draussen dringen, damit ich nicht auf mich aufmerksam mache. Ich konnte nichts einkaufen gehen. Hatte also keine Saugnäpfe, Gymnastikmatten, Filz oder Supermagnete. Erst klemmte ich ein Stück Badetuch in der Fensterscheibe ein. Zum Glück bin ich beweglich und kann den Stoff mit einer Hand und zwei Füssen in Position halten, währen die zweite Hand die Fensterscheibe hochfahren lässt (stellt euch das bitte bildlich vor!). Mit Holzspiesschen in Plastiktrinkhalmen fixierte ich den Sichtschutz unten im Fenstergummi.
Schien mir aber etwas umständlich. Und es sollte die ganze Nacht regnen – ich wollte nocht dass sich der Frottee vollsaugt. Nach einem Versuch mit zusätzlich Kabelbinderlaschen und Vorhangklemmen, änderte ich die Strategie. Ich spannte von Handgriff zu Handgriff bis in den Kofferraum Paracord. Mit einer Vorrichtung zum Nachspannen. Und befestigte mit Wäscheklammern den Stoff vor den Rückfenstern. Hinter die Vordersitzen kam eine Art Schlafsackdecke an den Paracord – Sichtschutz und Wärmedämmung zugleich.
Am Ende hatte ich eine gemütliche, vollverdunkelte Schlafhöhle. Auf der Ablage vor der Heckscheibe lagen als Dämmung zwei Kissen und mein neuer, schwedischer High-Tech-Wintermantel mit 10‘000er Wassersäule. Vom Haken beim Handgriff baumelte der Autoschlüssel und eine LED-Lampe.
Olaf und Babytiger vom Kleinen kamen mit
Ich parkierte das Auto im nebligen Nirgendwo, zwanzig Meter von einem Wohnmobil entfernt auf einem Waldparkplatz. Dann machte ich einen kurzen Spaziergang. Im Nichts. Dunkelheit, Nebel. Unglaublich ruhig. Bis ein Licht im Wald auftauchte und ein Frauchen ziemlich erfolglos versuchte ihren kläffenden Hund von mir weg zu beordern.
Nacht und Nebel hat einen Riesenvorteil: Man muss sich keinen Busch zum Pinkeln suchen. Besonders nicht, wenn es die ganze Nacht regnen soll. Gut, wenn die Wohnmobil- Nachbarn leider genau dann aus ihrer Tür treten… 🤷♀️
Die Wärme war zu beginn etwas problematisch: ich verschmachtete und musste mich erst langsam dem kühler werdenden Auto anpassen.
Um Mitternacht musste ich wieder mal (Antihormone 🙄) und es goss in Strömen. Laut Wetterradar mussten ich und meine Blase noch zwei Stunden ausharren. Wäre ich ein Mann, wärs wohl einfacher gewesen, trocken zu bleiben beim Wasserlassen. 🙈 Um 01:00 erwachte ich wieder: Stille! Schnell schlüpfte ich in meine Barfussschuhe, kletterte aus dem Auto und spurtete zur Baumgruppe. Als ich erleichtert wieder in den Schlafsack kroch, tröpfelte es bereits wieder aufs Autodach.
Um 05:24 schaute ich aufs Handy und dachte, die Nacht ist dann wohl bald vorbei. Um halb neun wachte ich erneut auf und wusste erst gar nicht, wo ich bin. Halb neun? So lange hatte ich nicht mal zu Hause geschlafen!
Ich zog die Thermowäsche aus, meine Kleider (=mein Kopfkissen) an. Dann verwandelte ich meine Schlafkabine in ein Auto zurück. Fror augenblicklich, als ich vor dem Auto im eisigen Wind stand. Und entschied mich für ein Frühstück zu Hause.
Fazit: Es gibt kein schlechtes Wetter zum Campen. Nur ein schlechtes Wetter zum Pinkeln. 🙂🙃
Schon erstaunlich. Vor einem Jahr diskutierten wir, ob ich wohl eine IV-Rente brauche und nicht mehr wirklich zurück in meinen Beruf kann. Ein Jahr später bin ich auf dem Pensum vor der Erkrankung und spiele an sechs Abenden hintereinander vor Publikum. Dazu die Arbeit, die Kinder. Natürlich war ich nach dem ersten Aufführungsblock k.o., denn meistens kann ich nach einer Aufführung nicht gleich einschlafen, sondern liege so bis 02:00 Uhr wach. Und wenn ich dann am nächsten Tag um 07:30 Uhr vor der Klasse stehe und am Abend nochmals auf der Bühne… also länger wäre das nicht gegangen. Auch wenn es an jedem Abend Standing Ovations und dementsprechend Energie gab, so merkte ich nach dem Aufführungsblock meine Fatigue wieder. Und dennoch konnte ich Arbeiten gehen. Ist das nicht wunderbar?
Nach ein paar Tagen Pause – die mein Kleiner zu Hause verbracht hat, da seine Klasse in Quarantäne geschickt wurde (10 positive Schüler, zwei positive Lehrer, mehrere positive Eltern – alle Erwachsenen Impfdurchbrüche), folgte dann ein Gastspiel in einer anderen Stadt. Auch das hiess wieder: Mittwochmorgen arbeiten, abends Generalprobe, Donnerstag arbeiten bis 15:00 Uhr, zwei Stunden später Soundcheck in einer anderen Stadt, dann Aufführung, Freitagmorgen arbeiten, Freitagabend Aufführung. Und jede Bühne ist anders und verändert das Stück ein wenig. Jedes Publikum ist anders. Ich liebe es so, auf der Bühne zu stehen! Tja und dann hatte ich eine Woche lang eine ganz simple Erkältung. Die erste seit drei Jahren. Wen wunderts, nach soviel Programm.
Und damit es mir nicht langweilig wurde, hatte ich den ersten Coronafall in der Klasse. Eine Woche später, an einem Sonntag, den zweiten. Am Dienstag den dritten, am Mittwoch den vierten. Am Donnerstag mussten alle Schüler und Lehrpersonen zum Spucktest antreten. Am Freitag kamen die Resultate: noch zwei Schüler. Wir beschlossen in Eigenregie, die Klasse auf Fernunterricht umzustellen. Am Samstag kam der offizielle Bescheid, dass die Klasse in Quarantäne geht. Das bescherte mir am Samstag vier Stunden einen Nebenjob als Aussenposten des Bundesamtes für Gesundheit und am Sonntag zwei Stunden. Ich meine, ist ja prinzipiell eine gute Idee, dass die auf ihrer Homepage auch Infos in einfacherer Sprache anbieten, nur sollte man die nicht mühsam erst mit einem gut versteckten Link aufrufen müssen. Kein Wunder, musste ich aufklären, übersetzen beruhigen. (Siehe mein anderer Blog).
Wer meint, Online-Unterricht sei easy, hat keine Ahnung. Am Mittwoch hatte ich 15 Stunden mehr gearbeitet und mein Wochenpensum eigentlich schon überschritten. Gut, ich unterrichte auch die Schwächeren – äquivalent zur Hauptschule. Aber da ich in weiser Voraussicht seit Sommer im Medien- und Informatik-Unterricht nichts anderes gemacht habe, als mit ihnen die Handhabung von Teams, Word, Klassennotizbuch und Mail zu üben, sind sie wohl fitter als alle anderen Schüler und einige Lehrpersonen an meiner Schule. Trotzdem war es unglaublich anstrengend! Mein Tinnitus sagte auch noch hallo. Den war ich doch schon lange los… Gut, ich gebe zu. Ich war auch feiern am Samstag. Da ich ja ein inkarniertes 3G (genesen, geimpft und getestet) war, dachte ich, das liegt drin. Nur 03:00 Uhr Morgens ist halt auch arg früh in meinem Alter… Nun bin ich k.o.
Die Schulen gehen heute schon zu. Eigentlich hätten wir noch Unterricht bis am 23.12. Aber da hier grad die grosse Durchseuchung läuft – 90 Klassen in Quarantäne alleine in meinem Kanton – beschloss der Kantonsrat, die Schüler früher nach Hause zu schicken. Je nach Schule hat man Glück oder Pech. Ich habe Pech, meine Schule ist der Meinung, wir müssten die Schüler die nächste Woche noch online beschulen. Laut Medienmitteilung müssen die Schulen ein Betreuungsangebot anbieten und Material zur Verfügung stellen. Da hat wer in der Schulleitung was falsch verstanden. Well. Wir sind ja grad so gut drin. Und ist ja sowieso Jahresarbeitszeit. Aber erstmal: Wochenende!