Gestern haben wir mit Saus und Braus das alte Jahr verabschiedet und das Neue begrüsst. Haben gegessen, gelacht. Sind mit 🥂🍾🥳 durchs Quartier gezogen, haben uns gegenseitig zugeprostet und sind erst weit nach Mitternacht zu Bett.
Heute nahm ich Abschied von 👱🏻. Zu dritt fuhren wir durch den Nebel, der sich zu lichten begann. Und als wir nach gut einer Stunde den Friedhof am Waldrand erreichten, löste sich der letzte Dunst auf und die Sonne wärmte angenehm. 👩🏻🦳 und 👩🏻🎤 waren auch schon da. Erst wollten sich alle am Sonntag dort treffen und ich und meine Freundin wollten den Pulk umgehen, doch nun war es gut so. 👩🏻 stieg völlig aufgelöst aus dem Auto. So standen wir da in der Sonne und unserer Sprachlosigkeit und versuchten hilflos Worte zu finden, die das Gefühlschaos ausdrücken sollten, das in jedem von uns rauschte.
Sie wusste es. – Vor einem Monat standen wir noch zusammen auf der Bühne. – Sie ist jünger, als meine Tochter. – Wir wussten es. – Es ging so schnell. – Eigentlich will ich nicht rein. – Wir habens doch verdrängt. – Zu Beginn der Proben war sie mitten in der Bestrahlung. – Wie ich auch. – Hoffentlich musste sie nicht leiden. – Es ist eine Scheisskrankheit!
Wir gingen rein. Zusammen und doch allein. In der Trauer ist jeder allein und jeder trauert anders. Ich bin immer relativ gefasst. Bis zu einem gewissen Punkt. Bis ich 👱🏻 da liegen sah. Nicht sie, nur ihren Körper. Das Sterben ging nicht spurlos an ihr vorbei. Die Endgültigkeit des Todes. Meine Fassung war dahin und die Erschütterung und Trauer brach mit einer unerwarteten Wucht über mir zusammen. Ich musste raus.
Wie Schiffbrüchige sich im Rettungsboot bei hohem Wellengang an die Reeling krallen, umarmten wir uns. So unterschiedliche Frauen, die sich nie kennen gelernt hätten, wenn sie nicht unfreiwillig im Krebsklub gelandet wären und die nun seit zwei Jahren auf der Bühne das Leben zelebrierten durften. Und nun fehlt 👱🏻.
Wir standen lange in der Sonne. Wir weinten und lachten. Und erzählten uns unsere Erinnerungen an 👱🏻.
Einige wollten nicht kommen, wollten 👱🏻 in Erinnerung behalten, wie sie sie kannten. Ich verstehe das. Aber ich brauche einen Abschied. Der Tod ist so etwas Abstraktes, unbegreiflich für mich. Ohne Abschied würde ein Mensch einfach verschwinden, wie ein loses Ende. Dass ich an der Aufbahrung war, ändert meine Erinnerungen nicht. Ich werde mich an 👱🏻 als lachende, dickköpfige, selbstironische und am Ende verwirrte junge Frau erinnern, die immer direkt sagte, was Sache war.
Nach einem Spaziergang mit meiner Freundin fuhren wir nur noch zu zweit heim, denn die Gruppe hatte sich neu auf die Fahrgelegenheiten verteilt. Im Auto hörten wir eines von 👱🏻 Lieblingsliedern. Als ich die Musik ausschaltete, startete sie nach 2 Minuten plötzlich von alleine wieder. Wir schauten uns an: Oh, hallo 👱🏻. Grüsst du uns?
Lieblingslied für dich. Danke, dass ich dich kennen lernen durfte. 💚