1 Jahr NED!!! 🥳🥳🥳

Gestern Jahreskontrolle, das erste MRI nach Beendigung der Chemo. Da ich am Dienstag einen unglaublich strengen Tag hatte und eine miserable Nacht auf Mittwoch, trieb ich gestern mehr so in einem trüben Fatigue-Nebel vor mich hin.

Die Nacht war eine Katastrophe, voller skurriler Träume, bei denen ich im Schlaf gedacht habe: Was soll der Scheiss? Wann ist die Nacht endlich vorbei und läutet der Wecker?

Seltsamerweise konnte ich mich nicht mal im Wartezimmer geistig auf das MRI und mögliche Flashbacks vorbereiten. Nach der Anmeldung kriegte ich eine metallfreie Maske und durfte mir schon das blaue Spitalkaratekleidchen anziehen.

Blaues Karate-Kostüm mit Socken

Zugang gelegt, mich auf der Liege platziert und Radio gehört. Aufgestanden, fast umgekippt, mich hingesetzt. Zugang ziehen und mit einem Abdruck von der MRI-Liege auf der Stirn Nervennahrung gekauft.

Nervennahrung

Den Rest des Tages verbrachte ich praktisch unter der Bettdecke.

Heute sah ich den verpassten Anruf meiner Ärztin. Vor einem Jahr musste ich ganze zehn Tage warten!! Als ich zurück rief, teilte mir die medizinische Praxisassistentin mit: Alles gut! Kein Herd in Sicht!

Ich bin ihr quasi durchs Telefon um den Hals gefallen! Dann hab ich mir selbst gratuliert:

Gratulationsküchlein

Und mir die richtige, exorbitant teure Torte, auf die ich schon ein Jahr hoffe, auch gleich bestellt!

Und dann wusste ich nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Oder beides zusammen.

Genau das!

Ich hatte immer gesagt, der Krebs kann mir nicht mein Leben nehmen, vielleicht bringt er mich um, aber das Leben nimmt er mir nicht.
Das konnte ich natürlich sagen, weil ich nicht bettlägerig Stage IV palliativ und austherapiert war. Und ich habe alles dafür gemacht, dass das auch so ist, für mich und mein Umfeld.
Und nun?
Nach Operation, 33 Bestrahlungen, 21 Infusionen Chemo in 1 1/4 Jahr, alles fertig. Soweit NED (oder wie mans nicht ganz treffend auf deutsch nennt: krebsfrei). REHA, Corona, zwei Trennungen, 3 Wochen Ferien ganz alleine ohne kids, alles überstanden. Lymphödem langsam besser, Zehennägel wachsen nach, Mund spuckt kein Blut mehr, die ersten Arbeitstage Stunden und die Luft ist raus.
Nix da mit Leben erobern: Hurra ich lebe noch, schaut her! 💃

Eher klebrig vorwärts robben, mich durch den Tag hangeln und mich fragen, wozu? Dazwischen der Wunsch, mich einfach wo hinfallen zu lassen und liegen zu bleiben. So als kurzhaariges Neutrum. Bald fallen ja eh die Blätter, decken mich zu. Fällt wohl nicht auf. Ich fehlte ja doch schon lange, alle lebten so gut ohne mich. Also, lasst mich doch.

Jetzt ist das Leben weg.

Ja. Genau das meinte ich damit. Ist das Leben nicht ein Arschloch? Hä?
Ja eben.
Danke.