Zu schön….

um wahr zu sein.

Noch habe ich keine Antwort, von Onko2, also keine Gewissheit. Nur meine bescheidene Theorie.

Ich vertrage den Aromatasehemmer super! Fühle mich so gut, wie seit zwei Jahren nicht mehr – auch in meinem Körper. Fast schon euphorisch segelte ich durch die letzten Wochen. Endlich alles gut, alle Kampfzonen befriedet. Ich fühlte mich sogar wieder wie ich, wie eine Frau und nicht wie ein ausgetrockneter Keks.

Gestern der Dämpfer, heute Frustration, Enttäuschung und Verzweiflung. Ich habe meine Regel bekommen.

Meine Theorie: Aromatasehemmer stimulieren die Ovarien, so sie noch nicht ganz hops sind. Werden deshalb auch bei Kinderwunsch eingesetzt. Meine waren noch nicht hops. Bloss eine temporäre Amenorrhö. Anstatt die Hormone auszuschalten, wurden sie gepusht, Darum wohl auch mein Wohlbefinden. Darum fühlte ich mich wieder wie ich. War echt schön das Leben so. Leute, geniesst es!

Es ist weit mehr als Frustration. Ich bin sauwütend! Weil es nicht nur ein weiterer Rückschlag ist, sondern ich nun weiss: So würde ich mich fühlen, ohne Kackkrebs. Mit einem Zyklus, mit Hormonen. Keine juckend-trockene Haut, sogar sexy fühle ich mich. Und dieses Wohlbefinden muss mir nun wieder weggenommen werden. Damit ich evt. länger überlebe. Was für eine verdammte Scheisse! Kann nicht mal einfach gut sein? Etwas einfach gut gehen? Ich meine, gibt ja Frauen, die nehmen die Antihormonmedis, schwitzen ein wenig, sind etwas müde und fertig. Ich bin nun wirklich nicht so ein Arschloch, dass ich nicht mal ne Pause verdient hätte. Mann!

Ach, ich mag nicht mehr. Nun werd ich mich, falls ich recht habe, wohl entscheiden müssen, wann ich die Spritze möchte. Direkt zum Arbeitsbeginn an der neuen Arbeitsstelle. Depotspritze mit Potenzial für 4 Wochen Depressionen. Genau so wollte ich durchstarten im neuen Schuljahr… 🤮 Oder die zwei Wochen Ferien ohne meine Jungs, mit der Option Klippensprung in den Suizid. Wäre ja noch romantisch: Exitus in Italien.

Oder ich könnte einfach nix nehmen und warten, ob die Metastasen kommen. Und erst dann: Exitus von der Klippe.

Wollte ja schon immer ins Meer gestreut werden. So hätten die Fische auch noch was davon.

Fuck!

Fuck!

Fuck!

Chemotherapie und Sport: Piano, piano

Sport hilft, sagen sie.
Sowohl in der Prophylaxe, als auch gegen die Nebenwirkungen der Chemo, oder in der Nachsorge: Sport bei Krebs

Nun wäre Sport ein Allerweltsheilmittel hätte ich ja gar nie krank werden dürfen. Ich bin ein absoluter Bewegungsmensch. Müssen sich viele zum Sport aufraffen oder sogar zwingen, so muss man mich bei einer postoperativen Zwangspause ans Bett fesseln, damit ich nicht aufspringe und losrenne. Ich muss meine Energie loswerden. Sport hilft mir gegen Migräne/Stress und macht mich einfach glücklich.
Vor der Erkrankung war ich zweimal pro Woche im Karate, zweimal Joggen am Berg, einmal Body-Art (so ein Stabilisationstraining für die Tiefenmuskulatur mit viel Körpereigengewichtsübungen und Dehnungen als Ausgleich). Und bei schönem Wetter zusätzlich wenn immer möglich auf dem Skateboard (oder dem Bike).

Eine meiner grossen Ängste –  neben den anderen natürlich –  war, dass ich jetzt für eine halbes Jahr ruhig gestellt bin. Aber der Herr Onkologe meinte, Sport sei gut.
Einfach kein Hochrisikosport. Von den Kursen habe ich mich abgemeldet. Auf eine bestimmte Uhrzeit Sport machen im Moment? Undenkbar.

Und meine Freundin stresste mich schon ein wenig mit ihren Fragen, ob ich bereits wieder mal Sport machen war. Ich konnte es mir absolut nicht vorstellen. Wenn mich die Chemo derart runterbremst, dass mir der Sport nicht im geringsten fehlt, dann…. Naja, scheint ein übles Gift zu sein. Heute schlurfte ich jedenfalls sehr gemütlich ins Lebensmittelgeschäft. Und darauf musste ich mich zwei Stunden innerlich vorbereiten.

img_3232Aber am Dienstag zog ich mir doch die Laufschuhe an. Ich hatte so super geschlafen, die Sonne schien. Ich wollte raus. Meinen Tracker nahm ich mit, um eine Ahnung zu haben, wieviel ich mir zumuten kann. Und dann bin ich moderat losgetrabt.
Immer schön ein Kleeblatt um mein Haus, so dass ich mich immer wieder fragte: Geht es noch? Geht’s noch weiter? Ist es schon zuviel? Nein, ein Schlenker geht noch.
Es hat mir so unendlich gut getan!
Endlich wieder diese Gefühl von Freiheit, einfach ohne Wind im Haar. Aber sich selber wieder spüren. Kraft und Energie haben.
Ich hab ne flache Strecke gewählt und war sehr stolz auf mich, das ich mich nicht überschätzt hatte und trotzdem eine schöne Strecke laufen konnte.

Mittwoch lag ich dafür flach. Aber Endorphine, Serotonin, Dopamin oder was auch immer waren noch im System und retteten mich durch den Tag.

Donnertag wollte ich nochmals raus. Weil am nächsten Tag Chemo und dann diese fünf ganz schwierigen Tage. Diesmal in den Wald mit leichter Steigung, damit ich etwas Muskelkater habe.
Der Wald ist toll zum laufen. Er riecht schon ganz anders als vor zwei Monaten. Etwas feucht, da es geregnet hatte, aber frisch, nach Moos.
Naja. Steigung. Also Kraftreserven: Nicht vorhanden.
Ich musste gehen, immer mal wieder. Der Brunnen bei der Waldhütte hatte leider kein Wasser. Da wollte mich eine Rentnergruppe zum Bier einladen. Ich sagte, wenn sie mich dann heimtragen. Das wollten sie aber nicht und und ging weiter.
Diese zweite Strecke war genug. Also das nächste Mal keine 5 km mit Steigung! Merke!
War trotzdem toll!
Nahm mir auch etwas die Angst vor der Chemo, die Angst, die plötzlich auftauchte, mit zunehmenden Nebenwirkungen.
Ich bin noch da.

Mohn in der Morgensonne
Mohn in der Morgensonne