Aha…

Ich hätte eine mittelschwere Depression, wenn nicht eine schwere, hiess es. Ich fragte, wie denn, ich stehe ja noch jeden Tag auf. Ich mache ja alles, was zu machen ist. Wie soll man den wissen, ob das jetzt die Fatigue, die Antihormone oder eine Depression sei?
Ich sei hochfunktional, hiess es. Und ich hätte mir soviele Strategien angeeignet, dass ich auch so meinen Alltag meistere. Ja, mag sein. Schon als Kind funktionierte ich und niemand merkte, was zu Hause so ablief.

Dieses Wochenende sind meine Kinder bei Papa.
Es ist ernüchternd. Um nicht zu sagen erschreckend…
Ich habe es kaum aus dem Bett raus geschafft. Musste mich zum Essen zwingen. Lag vorzugsweise an die Decke starrend im Bett oder heulend – mich als menschlichen Abfall bezichtigend – unter der Bettdecke.
Ok. Ich habe es verstanden. Offensichtlich habe ich eine Depression.
Immerhin weiss ich, wenn ich meine Antihormone nicht nehme, geht es mir schon besser: Scheiss-Sterbe-Bingo! 🙈


Auf den Termin zur Zweitmeinung bezüglich der Erhaltungstherapie warte ich noch.
Dass ich gestern noch Material von meinen Arbeitsplatz abholen musste, half auch nicht gerade. Meine Namensschilder sind schon verschwunden, obwohl ich noch angestellt wäre, theoretisch.
Ich möchte nicht weiter darauf eingehen.
Nur – es ist nicht gerade förderlich für den Genesungsprozess, wenn man als (noch) nicht funktionierende Mitarbeiterin abgesägt wird.
Hinzu kommt, dass es meinem Kleinen nicht gut geht. Ob eher psychisch oder physisch, wir klären ab. Bisher habe ich immer gesagt: Hauptsache, ich und meine Jungs haben es gut! Ich würde sonst zusammen brechen!
Inzwischen hat mein Grosser seine Asperger-Diagnose. Und mein Kleiner…. wir werden sehen.
Und jetzt?

Heute – ohne Antihormone – gings natürlich schon viiiiiiel besser. 💪🏻💪🏻 Dafür ist mein Kleiner jetzt erst mal in Quarantäne, da ein Corona-Mutant in der Klasse lokalisiert wurde. Also diese Woche für alle schulfrei.

Morgen gehts zum Test. Und dann. Wer weiss. Nächste Episode in der südamerikanischen Soap, die sich mein Leben nennt…. 🥳

15 Gedanken zu “Aha…

  1. Ich hoffe, die südamerikanische Soap geht bald zu dem Teil über, wo das einzige Problem ist,
    ob Don Juan heimlich in dich verliebt ist oder ob doch sein gutaussehender Halbbruder Don Pablo bereits ein Landgut in Argentinien aus reiner Verzweiflung gekauft hat, weil er bei deinem zauberhaften Anblick zu stottern anfängt.

    Spaß beiseite, ich hoffe, es findet sich sehr schnell eine zufriedenstellende Lösung. Turtle hatte eine sehr depressive Phase (mit Schlaftabletten suchen um ein mögliches Ableben vorzubereiten) direkt nach der Bestrahlung. Mittlerweile nimmt sie nur Tamoxifen, nicht aber die monatliche Spritze. Es klappt sehr gut. Das auf und ab vor jeder 3-Monatsuntersuchung, wenn sie plötzlich doch ihre Menstruation bekommt, einen blauen Fleck etwas zu lange hat (das war ihr erstes Anzeichen als sie Krebs hatte) und all die anderen Dinge werden aber wohl nie aufhören. Die ständige Angst ist immer da. Als Angehöriger fühlt man sich hilflos, irgendwie auch nutzlos, weil man nicht nachvollziehen kann wie es ist. Man versucht zu helfen und kann doch nichts machen außer leere Worthülsen auszusprechen, die im schlimmsten Fall mehr kaputt machen als helfen.

    Fühl dich gedrückt und mit 🍫 bombardiert. 😃

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    • Ich nehm beide! Juan und Pablo. 😃🤗
      Schön, dass es Turtle soweit gut geht! Ich glaube die Angst geht nie ganz weg, aber sie rückt weiter in den Hintergrund.
      Das empfinde ich ja auch als so schwierig. Nach der Akuttherapie ist eh generell nicht einfach alles vorbei. Dazu die Medikamente, der Alltag. Und als Sahnehäubchen für uns alle: Corona.
      Das ist einfach so komplex…. Aber weisst du was? Als Angehöriger „muss“ man nichts machen. Einfach zuhören reicht manchmal völlig aus. Und das stelle ich mir schon schwer vor. Es gibt zu wenige, die einfach zuhören können, ohne mit Ratschlägen um sich zu schlagen.

      Ich lade hier einen Teil meines Ballasts ab. Und ihr hört zu.

      Danke dafür! 🙂🙏🏻 Und natürlich für die 🍫🍫🍫🍫🍫🤗

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      • Die beiden freuen sich sicher und so ist die südamerikanische Soap gerettet. 😄

        Ich glaube, die Schwierigkeit ist, dass es eben nie vorbei ist, aber für das Umfeld ist man geheilt und damit ist jetzt auch alles gut. Als ob man das Kapitel einfach zuschlagen kann und weiter geht’s. Vielleicht ist es als würde man von einem Krieg heimkehren. Man hat Sachen gesehen, Ängste ausgehalten, durchgestanden, was sich kaum in Worte fassen lässt und nun heißt es wieder zurück in den Alltag. Doch man muss erst einen Weg finden für das “new normal”, wie es so schön heisst. Genau, dazu noch Corona, was ganz ohne Vorgeschichte schon kräftezehrend genug wäre.

        Deine Sätze helfen mir sehr. Man denkt immer, man “muss” was machen. Aber richtig zuhören ist der Schlüssel.
        In einem meiner Lieblingsfilme “Männer al dente [mine vaganti im
        Original]” sagt die stets dem Alkohol sehr zugeneigte Tante: È più faticoso stare zitti che dire quello che si pensa. [Es ist weitaus anstrengender den Mund zu halten als das zu sagen, was man denkt.]

        Liebe Grüße an dich 🤗🌈☀️

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      • Ja genau so!
        Einmal durchs Universum geschleift und in sämtliche Abgründe geguckt. Und zurück bleibt man erschöpft auf allen Ebenen und mit einer Mischung aus Dankbarkeit, Angst und Trauer.
        Doch sobald Haare da sind, ist man für die Aussenwelt „gesund.“

        Oh, da bin ich sehr bei der Tante. Purtroppo non ho un talento nel stare zitta… 😬

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