Die Vase

Die App „Untire“ erklärt die Krebsfatigue mit einer Energie-Vase. Man sollte darauf achten, dass nicht mehr Energie rausgeht, als reinkommt.

Nur manchmal leckt die Vase, dann wirds schwierig. So ein Leck entstand durch den Tod der Mitspielerin. Ich war so neben der Spur…. unglaublich.

Nach der Abdankungsfeier am Montag merkte ich, dass sich das Leck schloss und meine Energie zurück kam. Für einen Tag.

Am Mittwoch Abend erfuhr ich von der Diagnose meiner Schwester. Erst war ich froh, ist es nicht Brustkrebs, so konnte ich es etwas von mir weghalten – bis zum ersten kinderfreien Sonntag.

Dass mein Onkologe bei der Erwähnung der Diagnose meinem Blick auswich und alle im medizinischen Umfeld bestürzt zu Boden blickten, half meiner Energievase auch nicht wirklich.

Ich habe meine Schwester in der Reha besucht, nach der Riesen-OP, bei der die Zysten, etwas Magen, etwas Bauchspeicheldrüse und Milz entfernt wurden. Altersdurchschnitt ca. 70 Jahre. Deprimierend!

Letzten Montag war ich mit ihr beim Onkologen. Ich habe ihr angeboten, dass ich mitkomme, wenn sie jemanden dabei haben möchte, dem nicht gleich das Gesicht ein Stockwerk runterfällt bei der Erwähnung von Krebs. Ich kenne mich eben auch erschreckend gut aus, stellte ich fest. All die Fachausdrücke und Abkürzungen, die für mich nicht mehr neu sind. Und ich hätte auch gerne jeweils jemanden dabei gehabt.

Sie sei ein Spezialfall. Frühstadium: R0, M0, N0, alles 0. Ein quasi-Zufallsbefund, alles entfernt und darum kurativ. (Ansonsten wäre die Prognose miserabel).

Was mir nicht bewusst war, dass mein Chemo-Schema offenbar als eines der schlimmsten gilt, unter den Onkologen. Meine Schwester wird sich wohl nicht für das volle Geschoss entscheiden. Der Wirkungs-Unterschied läge auch nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Chemostart: Dienstag.

Ich habe alles mitgeschrieben, Fragen gestellt. Der Onkologe war gut. Ruhig, beruhigend. Mein Leck schloss sich.

Die Wochen zwischen Diagnose und Gespräch war ich nicht fähig, was zu schreiben. Ihr Umgang mit der Krankheit ist ein ganz anderer. Aber unsere Art im Umgang mit Schwierigkeiten ist generell grundverschieden. Nun erfahre ich also auch noch, wie es ist, Angehörige zu sein. Und ein Gen-Test-Upgrade gibts gratis dazu.

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